Eine Wüstung ist ein verlassener Ort. Früher geschah das Wüstfallen u.a. durch kriegerische Zerstörungen oder durch das Aussterben der Bevölkerung in Folge von Seuchen wie z.B. der Pest. In neuester Zeit können Wüstungen auch entstehen, wenn die örtliche Bevölkerung von der „Dorfregierung“ verlassen wird. Letztere ist dann offenbar selber „von allen guten Geistern verlassen“.

Wir waren zum Adventsbasar am 24. November 2024 in der Krumbacher Mehrzweckhalle und sahen, dass man den Nebenraum immer noch nicht betreten darf. Das Dach ist kaputt, es regnet in die Halle. Das war schon beim Basar vor einem Jahr so. Irgendwann wird es dem Dach bzw. den Dachbalken vermutlich zuviel und sie fallen gemeinsam ins Innere. Gut, dass man das Betreten verboten hat! Wirklich fürsorglich!

Soweit wir informiert sind, ist die Renovierung des Daches seit 20 Jahren ein Thema. Immerhin hat man inzwischen Fördergelder zugesagt bekommen. Die müssen allerdings bis Ende 2027 ausgegeben sein

Der Worte sind genug gewechselt,
Laßt mich auch endlich Taten sehn!
Indes ihr Komplimente drechselt,
Kann etwas Nützliches geschehn.
Johann Wolfgang von Goethe:
Faust – Vorspiel auf dem Theater

In Rodheim gibt es ein besonders gutes Beispiel für solche Taten. Ich meine den Bürgermeister Jakob Bechthold III., der das Amt von 1900 – 1918 innehatte. Unter seiner Leitung wurden gebaut:

1906 die Wasserleitung für 117.000 Mark
1910 die neue Schule für 76.000 Mark
1913 das elektrische Lichtnetz gebaut (keine Rechnung mehr vorhanden)
In Fellingshausen kostet das Stromnetz 31.000 Mark*1)
sowie einiges, das hier nicht erwähnt wird. Außerdem musste Bürgermeister Bechthold gemeinsam mit der Bevölkerung die Folgen des 1. Weltkrieges meistern.

Natürlich wird Krumbach nur wegen eines maroden Daches nicht zur Wüstung. Andererseits haben wir auch nicht das Klima, in dem man 10-12 Monate im Jahr draußen tagen kann. Wenn man die Vereine mit all ihren Aktivitäten unterstützen und fördern möchte, dann ist ein intakter Treffpunkt unbedingt erforderlich. Es ist sowohl für die Bürgermeister/in als auch für die Gemeindevertreter/innen sowie für die Verwaltung ein Armutszeugnis, dass die Reparatur in 2 Jahrzehnten nicht durchgeführt wurde!

*1)zitiert aus den Nachrichten des Heimatvereins Rodheim – Bieber vom Dezember 2011, Artikel von Ernst Schmidt

*1) nach der folgenden Liste muss man den Wert von 1906 mit 7,2 malnehmen, um auf die heutige Summe zu kommen. Bundesbank.de/Kaufkraftäquivalente historischer Beträge in deutschen Währungen Die Wasserleitung würde heute also rund 840.000 € kosten. Rodheim hatte damals etwa 1700 Einwohner.

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